Auditiv-Verbale Therapie in der Praxis
Die Auditiv-Verbale Therapie ist für alle Familien geeignet, die ihr Kind mit Hörschädigung unterstützen möchten, Hören, Sprechen und lautsprachlich kommunizieren zu lernen. Informationen zum Ablauf der Therapie, zur Dauer und zu einer ersten Kontaktaufnahme erhalten Sie hier:Es gibt also kein „zu früh“ für eine Auditiv-Verbale Therapie – aber auch kein „zu spät“. Wann immer ein Kind und seine Eltern Unterstützung benötigen, sollte diese schnellstmöglich erfolgen.
Um Zeit und Ruhe für dieses Gespräch zu haben, ist es sinnvoll, ohne Kinder zu kommen. Ist dies nicht möglich, ist es hilfreich, andere Familienmitglieder zur Unterstützung einzuladen, die sich gegebenenfalls um das Kind/die Kinder kümmern können.
In einem ersten Gespräch tauschen wir Informationen aus. Die Eltern berichten von ihrem Kind, seiner Geschichte, von ihren Sorgen, Ängsten, Wünschen und ihren Zielen.
Gemeinsam sichten wir wichtige Unterlagen zu bisher erfolgten Untersuchungen und zur technischen Versorgung des Kindes. Wir erörtern die bisherigen Diagnosen und klären erste Fragen zu den vorliegenden oder noch fehlenden Unterlagen, zum Thema Hören, zur technischen Versorgung oder auch zur Entwicklung des Kindes.
Die Eltern erhalten ausführliche Informationen zur Auditiv-Verbalen Therapie und deren Möglichkeiten für das Kind und seine Familie.
Auf Wunsch können sie anschließend nach Absprache an Sitzungen mit anderen Eltern und ihren Kindern teilnehmen.
Nach diesem Erstgespräch haben Eltern einen ersten Eindruck gewonnen und können in Ruhe zu Hause entscheiden, ob sie mit der Auditiv-Verbalen Therapie beginnen möchten.
So werden in den AVT-Sitzungen Aktivitäten eingeführt und geübt, die zu Hause im Alltag, in spielerischen Situationen, im Spiel sowie (in Abhängigkeit des Alters des Kindes) in spielerischen Übungen von den Eltern umgesetzt werden können.
Die AVT-Sitzungen haben Modell-Funktion: Es werden Möglichkeiten aufgezeigt und erörtert, wie Eltern ihren Alltag gestalten und was sie tun können, um das Hören- und Sprechen Lernen und die Kommunikation mit ihrem Kind zu erleichtern und zu fördern. In den Stunden spielen und lernen wir gemeinsam.
Wir verstehen Eltern als Partner, denn ohne vertrauensvolle Zusammenarbeit ist eine effektive Förderung des Kindes nur eingeschränkt möglich.
In den gemeinsamen Sitzungen erklären wir den Eltern beobachtbare Reaktionen und Entwicklungen ihres Kindes und besprechen mögliche nächste Ziele. Gemeinsam machen wir uns Notizen zu dem, was uns wichtig ist, und was wir nicht vergessen möchten.
In den nächsten Stunden, Wochen und Monaten schauen wir, was in der Zwischenzeit geschehen ist, was sich entwickelt hat. Unsere Ziele berücksichtigen das Höralter und Lebensalter des Kindes und seine individuelle allgemeine Entwicklung. Unsere Ziele berücksichtigen auch die Wünsche und Möglichkeiten der Eltern und Familie. Gemeinsam schauen wir, was nötig und was möglich ist.
Informelle und objektive Tests geben uns zusätzliche Informationen über die Entwicklung des Kindes und helfen uns zu überprüfen, ob unsere bisherigen Aktivitäten und Ziele für das Kind sinnvoll waren.
Da das Kind nur das sprechen lernen kann, was es auch hören kann, ist eine bestmögliche technische Anpassung der Hörhilfen von größter Bedeutung für alle Kinder, die auf Hörhilfen angewiesen sind.
Wir prüfen in jeder Sitzung das Hörvermögen des Kindes, dokumentieren Fortschritte und Probleme und setzen uns in Verbindung mit den Fachleuten, die die Anpassung der Hörgeräte und/oder Prozessoren der Cochlea-Implantate vornehmen. Auf diese Weise begleiten wir aktiv die technische Versorgung des Kindes.
Neben dem Kontakt zu Pädakustikern und Klinischen Ingenieuren unterstützen wir die Eltern nach vorheriger Absprache durch Gespräche und schriftlichen Informationsaustausch mit anderen für das Kind wichtigen Fachleuten. Hierzu gehören Früherzieher und Erzieher, Lehrer, Integrationshelfer, Logopäden, Ergotherapeuten, Ärzte.
Die Sitzungen sind offen für alle Personen, die die Eltern mitbringen möchten. Geschwisterkinder und Großeltern, interessierte Freunde und Familienmitglieder, Erzieher und Lehrer sind herzlich willkommen.
Die Auditiv-Verbale Therapie dient sowohl der Unterstützung und der Förderung des Kindes, als auch der Unterstützung, Beratung und Begleitung der Eltern. Alle Themen, die ihnen wichtig sind, finden Gehör. Neben der Entwicklung des Hörens, Sprechens und der Kommunikation erörtern wir die kognitive und allgemeine Entwicklung des Kindes. Gespräche zur Erziehung, zum Eß- und Schlafverhalten, zur Kindergarten- und Schulwahl, zu Wünschen und Sorgen, sind vielen Eltern sehr wichtig.
Die Räumlichkeiten der Praxis lassen es zu, dass wir uns in einem Teil des Raumes unterhalten können, während das Kind/die Kinder zum Beispiel mit dem Kaufladen spielen oder auf dem Teppich die Eisenbahn aufbauen.
In manchen Phasen sitzen wir gemeinsam am Tisch, in anderen spielen wir auf dem Boden oder mit dem Puppenhaus. Im Sommer haben wir die Möglichkeit, in den Garten zu gehen, und wenn es nicht regnet, können wir gemeinsam zu den Kaninchen ins Gehege gehen.
Auditiv-Verbale Therapie kann überall stattfinden.
Das Ziel der AVT ist für Kinder, denen dies möglich ist, eine altersgemäße Entwicklung. Bis dieses Ziel erreicht ist, sind regelmäßige AVT-Sitzungen sinnvoll und erforderlich. Ist ein Kind in seiner gesamten Entwicklung altersgemäß entwickelt, so benötigt es in der Regel ein- bis zwei Mal jährlich Kontrollen, ob seine technische Versorgung noch in Ordnung und angemessen ist. Das Hörvermögen verändert sich immer wieder und macht neue Anpassungen der Hörhilfen erforderlich.
Manche Kinder benötigen die Unterstützung durch AVT auch noch während ihrer Schulzeit. Andere Kinder sind in ihrer Entwicklung so stark beeinträchtigt, dass eine altersgemäße Entwicklung nicht möglich ist. Die Häufigkeit und Dauer der Begleitung und Unterstützung durch AVT ist individuell unterschiedlich. Sie erfolgt in Absprache mit den Eltern so oft und so lange wie nötig und so wenig wie möglich.